Dies und Das – Anekdoten von Bord

Sonntag, 30.07.2017

Es waren bei dieser Fahrt ca. 2100 Passagiere an Bord, so dass es zwangsläufig zu netten, lustigen oder auch negativen Begegnungen kam. Manchen Leuten begegnete man immer wieder, andere sah man tatsächlich nur einmal – was je nach Charakter schade oder auch gut war. ?

 

Der Erste, der uns aufgefallen und der uns auch immer wieder begegnet ist, bekam den Spitznamen „Der Kloa“. Er sah aus wie 16, musste aber bereits die 18 überschritten haben, sonst hätte er bei den Trinkspielchen nicht mitmachen dürfen. Er war relativ klein und schmächtig, kam dem Dialekt nach zu urteilen aus der Schweiz, und war mit Mutter und Bruder an Bord. Man sah ihn aber fast nie mit der Familie, sondern immer allein oder in Begleitung von anderen Jugendlichen. Aufgefallen ist er uns, weil er bei Allem vorne mit dabei war. Egal, ob es ums „Nageln“ am bayerischen Abend ging, wenn der Event-Manager einen Freiwilligen für die Bühne suchte oder der Zauberer einen Tester für seinen aus Wasser verwandelten Absinth suchte – der Kloa meldete sich und war zur Stelle. Sehr köstlich das zu beobachten!

 

Mein absoluter Liebling war der „Bub“, richtiger Name leider unbekannt. Das erste Mal aufgefallen ist er uns nach ein paar Tagen der Reise, als wir gemeinsam am gleichen Tisch zu Kaffee und Kuchen saßen. Er ist um die 7-8 Jahre alt und reiste mit Oma und Opa. Es gab an diesem Tag Donuts und er musste schon mindestens einen Donut verspeist haben, als wir an den Tisch kamen, denn sein Mund war in einem größeren Radius mit Schokolade beschmiert. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und beobachtete den kleinen Kerl, der weitere Donuts vertilgte. Irgendwann fing er meinen Blick auf, grinste erst zurück und schaute dann etwas verschämt auf seinen Teller. Ich schaute in die Luft und tat absichtlich übertrieben so, als hätte ich gar nichts gesehen. Er machte mich nach und danach grinsten wir uns noch doller an – ein Charmebolzen, wie er im Buche steht. Der Opa bemerkte unser Spielchen und fragte zwinkernd:

„Schäkert ihr zwei?“

„Och, ein bisschen!“, gab ich zu und dann lachten wir alle.

Kurz darauf trafen wir den Kleinen im Gang, sie hatten ihre Außenkabine ganz in der Nähe von Unserer. Wir sahen die Großeltern mit ihrem Enkel von da an häufiger und amüsierten uns köstlich, was für ein „Süßer“ der Kleine war. In der Früh half der Opa beim Beschmieren der kleinen Pfannkuchen mit Nutella und auch abends ging der erste Weg zum Nachspeisenbuffet. Wir hatten ihn nie etwas anderes Essen sehen, als Süßspeisen. Und irgendwie fanden wir es toll, dass die Großeltern das zuließen – aber zuhause leidet er jetzt wahrscheinlich unter Zuckerentzug!

 

Sehr nett fand ich auch noch eine ältere Dame, die eines Abends bei der Fahrt durchs Polarmeer vom Essenstisch aufsprang und zum Fenster eilte:

„Ich habe einen Wal gesehen, ich bin mir ganz sicher! Aber jetzt sehe ich nichts mehr!“

Ihr Mann glaubte ihr nicht so Recht:

„Na, wo ist er denn – hast du wirklich etwas gesehen?“

„Ja, da war ein Wal, ich kann mich doch nicht so getäuscht haben!“

Ich kam ihr zur Hilfe, in dem ich meinte, dass sie durchaus einen Wal gesehen haben konnte, der ja aber wieder abgetaucht sei und man ihn dann natürlich nicht mehr sehen würde!

Sie strahlte mich an und drehte sich energisch zu ihrem Mann um:

„Siehst du, und ich habe doch einen Wal gesehen!“ ?

 

Eine andere Dame erzählte uns in Island kurz vor dem Anlegen, dass der Kapitän gesagt hätte, dass die Vogelinsel nicht weit weg wäre und sie dann dort mit ihrem Mann hinwandern würde. Ich schaute etwas skeptisch und antwortete, dass sie vielleicht eher nach einem Ausflug mit dem Boot schauen müssten, denn hin“wandern“ könnte schwierig werden. Erst schaute sie mich irritiert an, dann musste sie lachen:

„Ja sind wir blöd. Natürlich, Vogel-INSEL! Da werden wir nicht hingehen können! Mei, danke für den Tipp!“

Gerne! ?

 

Der Kapitän sorgte am letzten Abend auch für einen Lacher, als er bei der Verabschiedung ein Glas Sekt ablehnte, mit den Worten: „Nein danke, ich muss noch fahren!“

 

Ein Kellner verblüffte uns am letzten Tag noch mit einem Zaubertrick. Er wickelte einen Zahnstocher in eine Serviette und ließ ihn uns zerbrechen. Eindeutig knackte es drei Mal! Als er das Stofftuch wieder öffnete, war der Zahnstocher wieder ganz. Er lachte über unsere verdutzten Gesichter. That was magic!

 

Aber es gab auch die Kehrseiten an Mitreisenden. Öfter saßen wir neben Leuten, die sich über dies und das beschwerten, über das Essen mäkelten und ein Gesicht zogen, als wäre es der schrecklichste Urlaub ihres Lebens. Das griff auch der Komiker Thorsten Bär auf, der als Gastkünstler an Bord war. Er schlug vor, ein neues Schiff zu bauen, den Kussmund umgekehrt, also mit hängenden Mundwinkeln aufzusprühen und es „AIDAgrummel“ zu nennen. Es gäbe dann auf jedem Deck eine Rezeption, bei der man sich beschweren könne – auch über die Rezeption von einem anderen Deck. Der Großteil der Leute im Theater lachte darüber und klatschte, einige nicht. Klare Anwärter fürs Grummel-Schiff.

 

Solch einen Grummeltisch hatten wir in dem Restaurant-Eck, in dem wir bevorzugt gegessen haben. Wir hatten uns auch einmal an diesen Tisch verirrt, aber danach nie wieder. Es kam keinerlei Unterhaltung zustande und die Blicke waren meist finster. Es waren immer die gleichen zwei Ehepaare und ein behinderter Bruder von einem der Männer. Und dann war noch Platz für drei Leute. Aber oft blieben diese Plätze leer oder wir sahen ein Paar dort, dass danach auch nie wieder dort saß.

 

Beim letzten Frühstück am Abreisetag machte uns ein philippinischer Kellner, mit dem wir uns öfter unterhalten hatten, darauf aufmerksam, dass der Nebentisch eifrig Semmeln für die Heimfahrt schmierte, und sie dann heimlich in der Tasche verschwinden ließ. Auf der anderen Seite machte es ihnen der Grummeltisch nach. Er schüttelte etwas unverständlich den Kopf und amüsierte sich trotzdem köstlich – wir stellten schnell klar, dass nicht alle Gäste so gierig wären und raffen würden. Manchmal ist wirklich fremdschämen angesagt.

 

Und trotzdem ist es sehr schön sagen zu können, dass die positiven Begegnungen definitiv überwogen haben!!!

 

Mit diesem Bericht schließe ich diese Reise ab. Sorry, dass ich die letzten Beiträge erst heute hochgeladen habe und ein paar von euch umsonst auf den Blog geschaut haben. Auf dem Schiff habe ich es leider nicht mehr geschafft - man merkt dann doch, dass man weniger Zeit hat, wenn man nicht alleine unterwegs ist. 😉

 

Ich bedanke mich bei euch fleißigen Lesern und ich hoffe, dass es euch wieder gefallen hat, mich zu begleiten.

 

Bis zum nächsten Mal - AHOI