Akureyri – Es stinkt nach faulen Eiern

Donnerstag, 20.07.2017

An diesem Morgen standen wir bereits um 6.00 Uhr oben auf Deck 14 um das Einlaufen in Akureyri zu beobachten. Vor uns fuhr das Kreuzfahrtschiff „Sea Princess“, das etwas größer als die AIDA zu sein schien. Wir legten mehr oder weniger gleichzeitig an, da Akureyri aber nur eine Hafencrew hat, waren wir erst später am Pier fest, als das andere Schiff.

 

Um 7.45 Uhr war Treffpunkt für unseren Ausflug ins isländische Inland und wir wurden auf vier oder fünf große Busse verteilt. Unser Guide stellte sich als Ingo vor, sprach fließend Deutsch, mit einem sehr trolligen Akzent, was den Satzbau betraf, und brachte von Anfang an mit seinem erstklassigen Humor den ganzen Bus zum Lachen.

 

Als erstes erklärte er, warum die Nachnamen der isländischen Männer immer mit „son“ und die der Frauen immer mit „dottir“ enden. Vielleicht ist das ja schon mal jemandem aufgefallen, der z. B. ein Spiel einer isländischen Nationalmannschaft gesehen hat. Und zwar wird der Nachname des Sohnes aus dem Vornamen des Vaters mit dem Anhang „son“ (Sohn) gebildet. Wenn also Ingo der Sohn von Erik ist, dann heißt Ingo mit vollem Namen „Ingo Eriksson“ – er ist „Eriks Sohn“. Hätte Erik eine Tochter, würde diese z. B. „Maria Eriksdottir“ heißen – sie ist „Eriks Tochter“. In einer Familie gibt es also mehrere Nachnamen, wobei meistens der Name des Vaters verwendet wird. Mein isländischer Name wäre also „Beate Antonsdottir“. Bestimmt probiert gerade jeder seinen isländischen Namen aus, hihi…! 😉

 

Als nächstes räumte Ingo mit dem Gerücht auf, dass Island eine „Elfen-Ministerin“ hätte. Das wäre Nonsense, und wer einen Reiseführer zu Hause hätte, der das behauptet, den sollte man wegwerfen oder umtauschen, da darin vielleicht noch mehr unrichtige Sachen geschrieben wären. Er meinte, dass in der Regierung zwar durchaus einige Trolle säßen, aber eben keine Elfen-Ministerin. Auch für diese Aussage erntete er viele Lacher. Ingo äußerte sich sehr kritisch über die isländische Regierung, bzw. die bürokratischen Prozesse. Für ein Land mit nur ca. 330.000 Einwohnern dürften zu viele Leute mitreden und bis Entscheidungen getroffen werden, dauere es ziemlich lange und teilweise wären diese dann von der Bevölkerung nicht nachvollziehbar.

 

Er erzählte, dass sich der Tourismus in Island in den letzten Jahren nahezu verdreifacht hat, und dass das Land anfangs Schwierigkeiten hatte, den Ansturm zu bewältigen. Im letzten Jahr wären es rund 500.000 Touristen gewesen. Im Vergleich zur Einwohnerzahl ist die Menge wirklich enorm.

 

Den ersten Stopp machten wir bei den brodelnden Schlammpfuhlen, das sogenannte Myvatn. Ingo warnte uns im Bus noch, dass die Absperrungen durchaus ihren Sinn hätten. Man würde sich üble Verbrennungen zuziehen, aber man müsse keine Angst haben, man würde nicht gleich sterben – erst so in drei Tagen! Lachend verließen wir den Bus.

 

Wow, war das faszinierend. Landschaftlich wirkte es wie eine Mondlandschaft und überall kam Dampf und Rauch aus dem Boden, der zum Teil vom Schwefel gelb gefärbt war. Wirklich schlimm war der Geruch nach faulen Eiern. Mischi und ich liefen um das ganze abgesperrte Gebiet herum, mal mehr mal weniger atmend, und bestaunten die brodelnden und qualmenden Schlammlöcher.

 

 

Das nächste Mal hielten wir beim sogenannten „Lava-Labyrinth“. Hier wurden beim letzten Ausbruch vor ca. 2000 Jahren die Lavamassen zu skurrilen Gebilden aufgetürmt. Auf befestigten Wegen kann man durchlaufen und sich da wohl einen ganzen Tag lang aufhalten, so groß ist das Areal. Ingo machte uns richtig Angst, dass wir zusammenbleiben müssten, da er einmal von einer Reisegruppe eine Frau verloren hatte, nach der er sieben (!) Stunden lang suchen musste, so sehr hatte sie sich verlaufen. Leider hetzten wir nur eine kleine Runde durch das Labyrinth und trauten uns kaum stehen zu bleiben, um Fotos zu machen. Sehr schade, wir hätten gerne mehr Zeit dort verbracht. Trotzdem beeindruckend.

 

 Diese Formation wird "Die Liebenden" genannt.

 

Anschließend fuhren wir weiter am „Mückensee“ entlang (apropos Mücken – im Labyrinth waren diese wirklich außerordentlich lästig), um einen Fotostopp bei den sogenannten Pseudokratern zu machen. Was ist ein Pseudokrater? Zuerst einmal sieht es aus, wie ein Berg (Hügel) mit einer Krateröffnung und man denkt, dass daraus tatsächlich Lava gekommen ist. Aber da es nur ein Pseudokrater ist, war das nicht der Fall. Vielmehr ist die fließende Lava aus dem ca. 15 km entfernten Krater mit Wasser in Verbindung gekommen und es bildete sich eine Art Lava-Blase, die jedoch wieder in sich zusammengefallen ist. Da die Lava zäh ist, ist der Rand erkaltet und stehen geblieben.

 

 Hier kann man einige der Pseudokrater erkennen.

 

In einem nahegelegenen Hotel bekamen wir ein leckeres Mittagessen. Tomatensuppe, und Lachs mit marinierten Kartoffeln und Salat. Ein Kaffee rundete das Ganze ab.

 

Die letzte Station war der Wasserfall „Godafoss“ – Wasserfall der Götter. Die Gischt nebelte uns richtig ein, aber es war beeindruckend, wie die Wassermassen in die Tiefe stürzten und einen beinahe ohrenbetäubenden Lärm von sich gaben. Wir nutzten es bis zur letzten Minute aus um Fotos zu machen und den Anblick zu genießen, bevor wir nass und glücklich wieder zum Bus zurückkehrten.

 

 

Unser Busfahrer brachte uns wieder sicher zurück zum Schiff.

 

Nachdem wir uns mit Tee und Kuchen gestärkt hatten, ging es wieder rauf auf Deck 14, um die Ausfahrt aus dem Fjord zu beobachten. In diesem Fjord fand auch das „Whale Watching“ statt und der Ort ist als ein Hot-Spot für die Walbeobachter bekannt. Wir waren nicht die Einzigen, die auf einen Buckelwal hofften. Tatsächlich habe ich auch zwei Wale gesehen, aber leider nur jeweils kurz den Buckel. Naja, immerhin!

 

Um 22.00 Uhr wagten wir uns nochmal an Deck in die Kälte, denn es stand die Überquerung des Nördlichen Polarkreises an. Ziemlich genau um 22.16 Uhr sprangen wir buchstäblich über diesen Längengrad und dürfen uns von nun an „Polar-Seefahrer“ nennen.

 

Es war ein toller, ereignisreicher Tag – Island ist auf alle Fälle nochmal eine Reise wert!

 

Ein fröhliches Ahoi in die Heimat!

 

P.S. Eine Nachricht an meinen kleinen Vulkanfreund: Ich habe schon ein Mitbringsel für dich im Koffer!