Jamaika - Ein Blick hinter die Kulissen

Sonntag, 19.02.2017

Heute war unsere zweite Station auf Jamaika, diesmal in der Stadt Montego Bay. Wir waren ca. 50 Leute und passten alle in einen großen Bus. Begrüßt wurden wir von Peter, einem älteren Deutschen, der vor einigen Jahren mit seiner Frau nach Jamaika ausgewandert ist. Seine Frau ist Jamaikanerin, die mit 10 Jahren von ihrer Mutter nach England nachgeholt wurde und dort dann aufwuchs. Die beiden lernten sich in England kennen und nach ein paar gemeinsamen Urlauben in Jamaika wollte seine Frau nicht mehr ins graue, kalte England zurück. 😎

Wir fuhren zuerst in die Stadt und hatten einen kurzen Stop, wo Peter etwas über den Sklavenaufstand erzählte. Da ich lieber Fotos gemacht habe, hab ich leider nicht viel darüber mitbekommen. Nur, dass der Sklave, der den Aufstand anführte am Galgen endete und seine letzten Worte waren: "Lieber sterbe ich an diesem Galgen, als die Sklaverei noch länger zu ertragen!"

Danach ging es weiter mit dem Bus durch die Stadt zu einer Baptistischen Kirche, die extra für uns einen kleinen Gottesdienst abhielten. Am Eingang wurde jeder per Handschlag begrüßt, eine Ahnung, welche Funktionen die Männer und Frauen in der Kirche haben.

Vier Sänger standen neben dem Altar, daneben ein Keyboard und ein riesiges Schlagzeug. Sie haben toll gesungen und für uns wurde der Text auf zwei großen Leinwänden eingeblendet. Wir wurden aufgefordert, mitzusingen und mitzutanzen. Dann hat der Pfarrer (wie heißt der bei den Baptisten?) eine kleine Predigt auf englisch gehalten. Im Großen und Ganzen ging es darum, dass wir alle, egal welche Hautfarbe, der gleichen Rasse angehören, nämlich der des Menschen. Er hat uns seinen Segen ausgesprochen für unsere weitere Reise und für unser Leben. Nach ca. 15 Minuten wurden wir "hinausgesungen" und der richtige Gottesdienst für die Einheimischen begann. War beeindruckend, die Lieder und Texte verursachten Gänsehaut. Schmunzeln musste ich allerdings, als auf den beiden Leinwänden ganz groß "Herlzlich Wilkommen" stand - und zwar genau so geschrieben. 😉

Dann gings weiter mit dem Bus zu einem tropischen Garten. Dort hielten wir uns eine ganze Weile auf, und eine Frau erklärte uns die verschiedenen Früchte und Kräuter und wir durften einiges probieren. Unter anderem hab ich zum ersten Mal ein Stück Zuckerrohr ausgekaut - war richtig lecker.

Dann ging es durch einen Fluß - in der Beschreibung von der AIDA hieß es "Flusswanderung", was etwas übertrieben ist 😀 - und wir machten uns auf einen kurzen Fußweg zu einem "Rasta-Dorf".

Uns wurde gesagt, dass wir von den Rastafari erstmal keine Fotos machen dürfen, nur vom Gelände. Wir sind ein paar Holztreppen in ein Dorf mitten im Regenwald hochgestiegen. Hinter dem Holzaun waren Holzhäuser auf Stelzen zu erkennen. Sahen ziemlich neu und gut aus. Dann kamen wir an einen größeren Platz, in der Mitte schwelte ein Feuerchen vor sich hin, und wir setzten uns in einem Halbkreis auf sonnengeschützte Bänke. Dann kam der Anführer der Rastafari und erzählte etwas über ihr Leben. Ich muss gestehen, ich wusste vorher gar nichts darüber. Man verbindet die Rastalocken mit Jamaika, was aber hinter dieser Bewegung steckt hat mich doch verblüfft. Ich kann wahrscheinlich nicht alles genauso wiedergeben, denn er hat bestimmt 10 Minuten am Stück gesprochen, aber das Hauptsächliche möchte ich kurz erzählen. Die Rastafari sehen sich nicht als Jamaikaner, sondern als Afrikaner. Man findet im Dorf auch keine einzige jamaikanische Flagge. Das Hauptziel ist es, irgendwann nach Afrika, er sprach von Äthiopien, zurückzukehren, denn sie waren als Slaven nach Jamaika gekommen. Die Farben im Camp entsprechen der, der äthiopischen Flagge. Sie verehren Haile Selassie, aber beten nicht zu einem Gott. Ihr Ziel ist es, selbst Gott zu werden. Auch er sprach von der Gleichberechtigung zwischen schwarz und weiß und auch zwischen Mann und Frau und Kind. Und er sagte, dass das keine Religion sei, sondern eine Bewegung, ein Zustand. Die Regierung von Jamaika würde wohl immer wieder versuchen, die Rastafari zu unterdrücken oder zu "zerstören". Sie würde auch vieles über die Rastafari erzählen, was nicht der Wahrheit entspricht. Das Feuerchen in der Mitte des Platzes brennt immer, denn es soll die ständige Transformation darstellen.

Während er sprach trommelten ein paar andere Rastas einen ruhigen Rhythmus. Wir wurden dann aufgefordert mitzukommen, und wir stellten uns vor den Trommlern wieder in einen Halbkreis. Sie trommelten jetzt einen flotteren Rhythmus und sangen dazu - ein Singsang ohne Text, aber ging dermaßen unter die Haut, war eine irre Stimmung. Jetzt durften wir auch Fotos machen und zwei Trommeln waren jeweils frei und ein paar von uns Touris durften abwechselnd mittrommeln. Durch die Musik werde man Eins, hatte der Anführer davor noch gesagt. Er sang aus voller Brust und lachte dazwischen so herzhaft, der hatte eine wahnsinnige Ausstrahlung. Dazwischen wehte auch immer wieder ein bestimmter Geruch vorbei... 😉

Danach hatten wir die Möglichkeit selbstgemachte Souveniers zu kaufen oder etwas zu spenden. Es ging nochmal zurück durch den Fluss und bei den tropischen Gärten bekamen wir eine kleine Mahlzeit, bestehend aus Obst und einem Teller vielerlei: Hühnchen, Fisch, Spinat und etwas, das ich nicht kannte, war darauf. Schmeckte aber alles gut. Am Tisch saß ich mit dem Paar, mit dem ich in Cozumel in der Volleyballmannschaft war. Die waren mir bis dahin noch gar nicht aufgefallen. Wir kamen ins Gespräch und plötzlich meinte er (Name weiß ich leider nicht - mehr), dass sie dachten, dass der Arzt mein Vater wäre, weil er sich so rührend um mich gekümmert hätte. 😀😀 Ich meinte daraufhin, dass ich dachte, dass sie mit ihm befreundet wären, weil sie ständig zusammen waren. "Nein, den haben wir erst im Bus kennengelernt!" Sehr lustig, wie man so Konstellationen vollkommen falsch deuten kann. 😛

Mit dem Bus gings zurück zum Hafen. Da die Stadt etwas weiter weg war und ich nicht alleine rein wollte, habe ich den restlichen Tag gemütlich auf dem Schiff verbracht. Jetzt gehts zum Abendessen, gegen 20 Uhr ist die Seenotübung - hoffentlich schaffen es diesmal alle, pünktlich an ihren Sammelpunkten zu sein.

Morgen ist ein Seetag und dann fiebere ich schon Samana entgegen und hoffe, dass sich mein großer Wunsch erfüllt - endlich mal Buckelwale live zu sehen! 🙂

AHOI!

P.S. Ich musste das für jemanden anfassen, ich denke, sie weiß, wer gemeint ist. 😉 Aber es ist nicht ganz so flauschig, wie es aussieht: