Jamaika - No problem!

Dienstag, 14.02.2017

Hier kommt der nächste Bericht, diesmal mit Fotos! Wenn man auf sie klickt, werden sie vergrößert dargestellt.

Mein erster Landgang war gestern auf Jamaika. Ich war gespannt, was mich erwarten würde. Ich hatte den Ausflug über AIDA gebucht und als wir mit unserer Gruppe den Hafen betraten, war ich darüber auch echt froh. So ein Durcheinander hatte ich auch noch in keinem Hafen erlebt. Gefühlt 100 Busse drängten sich auf einer kleinen Fläche, die Jamaikaner riefen wild durcheinander und rangierten immer wieder, damit ein Bus abfahren konnte. In diesem Gedränge einen geeigneten Ausflug zu finden - wenn man vorher nicht gebucht hatte - schien mir fast unmöglich. 😛

Wir durften dann endlich einsteigen und wurden vom Busfahrer Franky begrüßt. Und dann stieg unsere Reiseleiterin in den Bus ein. Es war ein junges Mädel namens Chantal Krueger, eine Weißhäutige. Als wir losfuhren plapperte sie munter auf Deutsch drauf los, hatte etwas Akzent und tat sich schwer mit den Artikeln, ich meinte aber da schon, ein paar bayerische Brocken rauszuhören. 🙂 Und tatsächlich: Ihre Eltern, zwei Münchner, waren vor 30 Jahren nach Jamaika ausgewandert, sie wurde hier geboren und ist zweisprachig aufgewachsen. Sie hat beide Staatsangehörigkeiten und bezeichnet sich selbst als "Ger-maikanerin". Sie ist jetzt 24 und macht den Job als Reiseleiterin seit 4 Jahren. Im Bus vor uns wäre ihre Mami. 😉 Warum erzähle ich so viel über dieses Mädel? Ihre frische lustige Art riss einfach mit und zauberte wirklich jedem von uns ca. 20 Teilnehmern ein Lächeln ins Gesicht. Sie erzählte zum Beispiel, dass es in der Früh, als sie mit dem Auto von der Hauptstadt zum Hafen kam, "total schiffte". Alle lachten über den Ausdruck. Sie meinte, dass die Leute immer lachen, wenn sie ihre wohl bairischen Worte sagte, aber für sie wäre das ja ganz normal, sie kennt kein anderes Deutsch. Lediglich mit "der/die/das" hatte sie ihre Probleme - es war tatsächlich (fast) nie richtig. 😀 Sie könnte sich einfach nicht vorstellen bzw. merken, warum ein Baum männlich sein sollte. Für sie war es eben "das Baum". Aber das machte ihr Auftreten nur noch sympathischer.

Landschaftlich war auf unserer Fahrt zu den "Green Grottos", ein Höhlensystem, viel grün, viele Bäume und auch gleich viele Berge in Sicht. Rechts begleitete uns die Karibische See. Verarmte Hütten standen neben etwas besseren Häusern, in den Bergen sah man auch vereinzelt Villen stehen. Chantal zeigte uns ein kaputtes Buswartehäuschen. Was da passiert sei? Da wären Autos reingefahren! Viele Straßen auf Jamaika sind erst in der Vergangenheit ausgebessert und geteert worden, jetzt fahren die Einheimischen einfach zu schnell, weil sie die guten Straßen sonst nicht gewöhnt waren. Es passieren wohl täglich viele, zum Teil schlimme Unfälle deswegen... Am Straßenrand weideten wilde Ziegen. Hier schien alles recht sauber, aber Chantal erzählte, dass es ein großes Müllproblem gibt, viel einfach in den Abwasserkanal geschmissen wird, weswegen es immer wieder Überschwemmungen gibt. Da hörte man die deutsche Mentalität ein bisschen raus, aber danach kam gleich: "Aber in Jamaika ist alles "no problem". Dann haben wir eben eine Überschwemmung, das Wasser läuft schon wieder ab!" Sie erzählte auch, dass sie versucht hat, nach Deutschland auszuwandern, ihre Großeltern leben ja noch dort. "Aber wie sie sehen, es hat super geklappt, ich bin wieder hier. 😛 Mir war es zu kalt in Deutschland und ich kam dort mit den starren Systemen und der ganz anderen Mentalität überhaupt nicht klar. Mir fehlte eben genau dieses "No problem". Mobbing gibt es bei uns jamaikanischen Kindern und Jugendlichen nicht. Wir sind hier eher wie eine große Familie. Auch wenn wir feiern, betrinken wir uns nicht so, wie die deutschen Jugendlichen. Glauben Sie mir, es ist anders, ich kann es sagen, ich habe es erlebt - ich kenne beides!" Sie erzählte auch, dass sie an der Uni in Kingston Architektur studiert, das aber furchtbar teuer wäre. Für ein Semester müsste man ca. 2000 Euro bezahlen. Sie arbeitet viel dafür, dass sie sich das leisten kann. Wenn man es sich nicht leisten kann, muss man eben einen Kredit aufnehmen oder ein Semester pausieren. Die USA bietet jamaikanischen Studenten ein Arbeitspropramm für die Semesterferien an. Sie gehen ca. 3 Monate in die USA und können dort Geld verdienen. Um das machen zu dürfen, muss man vorab aber bereits 1000 Dollar bezahlen. Die muss man erstmal wieder reinarbeiten. Chantal hatte das gemacht. Sie hatte drei Jobs gleichzeitig (Burger King, Subway, den dritten hab ich leider vergessen), hat 4 Std die Nacht geschlafen und konnte am Ende gerade mal ein Semester davon bezahlen. 😕

Am Höhleneingang bekamen wir einen Guide zugewiesen - Chantals Lieblingsguide, das merkte man auch gaaar nicht, die beiden kabbelten sich die ganze Zeit - wir durften ein Haarnetz und darüber einen Helm aufsetzen und dann ging es los. Der Eingangsbereich war früher eine Höhlendisco, aber da sich zu viele Jugendliche alkoholisiert in den weitläufigen Gängen verlaufen hatten, wurde die Disco geschlossen. Am Eingang sagte Chantal, dass es in der Höhle auch Schlangen gäbe, mal würde man sie sehen, mal nicht... Keine Angst, sind nicht giftig, man erschrickt halt. Wir hatten "Glück":

Ansonsten war es spannend, durch die Höhlen zu laufen: einem von uns lief eine riesige Kakerlake über den Fuß und über uns fiepten Fledermäuse. Insgesamt haben wir drei Schlangen gesehen. So viele "Viehcher", wie Chantal sie bezeichnete, sind mir in einer Höhle noch nie begegnet...

Anschließend ging es weiter zu den "Dunns River Wasserfällen". Als wir dort ankamen, waren wir nicht die Einzigen. Gefühlt alle Passagiere der AIDA und der MSC, die in der Früh neben uns anlegte, wollten zu den Wasserfällen. 🙁 Das Besondere hier war, dass man von unten vom Meer die Wasserfälle hochklettern kann. Für die Abenteuerlustigen ein Highlight, für die Fotografen, wie mich, ein Alptraum. Ich ging erstmal die Stufen runter an den Strand und dort erstmal weg von den ganzen Massen. Da war es auch richtig ruhig und idyllisch.

Ich setzte mich eine Weile auf einen Felsen und genoss die Ruhe. Etwas weiter hinter mir kam ein typischer jamaikanischer "Rasta-Man", mit der bekannten Mütze und den Rastalocken. Und kurze Zeit später kam mir ein nicht verkennbarer Duft in die Nase. Er drehte sich gerade einen Joint... Wie geil! Kein Klischee, harte Wirklichkeit! Ich habe mich nicht getraut, so offensichtlich ein Foto von ihm zu machen, also bin ich etwas weiter weg gewandert und habe meinen Superzoom benutzt. Ist ganz gut geworden! 🙂

Danach habe ich mich dann doch zu den Wasserfällen aufgemacht. Das wäre wirklich ein Fotomotiv vom Feinsten, aber durch die vielen Leute fast unmöglich, ein schönes Foto zu schießen. Ein paar Mal hat es dann doch geklappt. Hier ist eines davon.

Ganz oft sah es so aus: 

Nach 1,5 Stunden war Treffpunkt am Bus. Eine Familie kam ganze 20 Minuten zu spät - irgendwie hat man immer solche dabei - und sie hatten es nicht mal nötig, sich zu entschuldigen. Vor mir sagte eine Frau, dass sowas normalerweise eine Flasche Sekt kostet, aber auch darauf reagierten sie nicht. 😛

Als wir wieder am Hafen angekommen waren, war ich mal wieder entsetzt, wie viele Leute ohne Trinkgeld für Chantal und den Busfahrer ausgestiegen sind... Und das, obwohl sie echt super war.

Ich bin anschließend noch allein in den Ort "Ocho Rios" reingewandert und habe mich einfach nicht wohl gefühlt. Ich kenne ja doch schon ein bisschen was vom lateinamerikanischen Raum, aber ich glaube, Jamaika wäre kein Urlaubsland für mich. In der halben Stunde wurde mir zweimal Marihuana angeboten, und das Städtchen hatte auch einfach nichts Nettes. Schade... Wir haben ja noch eine Station auf Jamaika nächste Woche, mal sehen, ob sich mein Eindruck dann noch revidiert.

Ein Foto möchte ich euch nicht vorenthalten: Chantal hat ein Foto von ihrem "Papi" gezeigt, der sich seit 30 Jahren die Haare wachsen lässt und ein richtiger Rasta ist. 😀

Pünktlich um 16 Uhr legten wir ab, mit dreimal Hupen und den Liedern - immer wieder schön. Der Kapitän erzählte noch, dass an unserer Pier Szenen des ersten James Bond Filmes gedreht wurden. Wem kommts bekannt vor?

Heute ist wieder ein Seetag und ich werde mich jetzt langsam zum Frühstücken begeben.

AHOI, bis bald! 🙂