Reykjavik – Das WAL wohl nichts

Mittwoch, 19.07.2017

Die hohen Wellen wurden uns ja bereits vom Kapitän angekündigt, am späten Nachmittag hingen dann auch die „Kotztüten-Spender“ in den Treppenhäusern aus. Und man merkte auch, dass die Schiffsbewegungen immer heftiger wurden. Der Event-Manager bat in einer Durchsage, die Tüten auch zu benutzen, scheinbar war mehrmals im öffentlichen Bereich schon etwas „danebengegangen“. Beim Abendessen war tatsächlich nicht ganz so viel los wie sonst, und wir balancierten unsere Teller mit ein paar schiffsbedingten Ausfallschritten vom Buffet zum Tisch. Nach dem Essen wollten wir noch nach vorne ins Schiff um dort aus den Fenstern in Fahrtrichtung hinauszuschauen. Kurz vor der Schwingtür fiel der Bug nach einer höheren Welle nach unten und wir erlebten einen kurzen Moment der Schwerelosigkeit. Man meinte, während dem Laufen nicht direkt auf seinen Füßen zu stehen, der Boden wurde unter uns weggezogen. Ein irres Gefühl! Umso härter war es, als der Bug auf dem Wasser wieder aufschlug, mit der nächsten Welle nach oben getragen wurde und wir quasi wieder bergauf laufen mussten. Wir ergatterten einen Sessel und schauten der wogenden See zu, die sich immer wieder zu großen Wassermassen vor uns auftürmte. Zum Teil kreischten die Leute, wenn wir nach einer besonders großen Welle wieder ins Nichts fielen und der Bug mit einem dumpfen Knall wieder auf dem Wasser aufschlug. Mischi und ich fanden es toll – jetzt wussten wir, dass wir seefest sind. Das Einzige, das etwas unheimlich war, waren die Geräusche. Einmal das Aufschlagen auf dem Wasser, andererseits das Geknarze und Ächzen des Schiffes, gerade in der Kabine. Wir wachten deshalb nachts immer wieder auf. Erst gegen Morgen beruhigte sich die See und wir konnten sicher in Reykjavik anlegen. Ich hatte mir ja vor der Reise etwas Seegang gewünscht: Check!

 

Für diesen Tag hatten wir ein „Whale Watching“ gebucht, Treffpunkt für unseren Ausflug war jedoch erst mittags. Also gingen wir vorher noch raus und vertraten uns etwas die Beine. Island empfing uns windig, aber mit einem Sonne-Wolken-Mix. Prima!

 

Mit einem Bus wurden wir mittags vom Liegeplatz zum Yachthafen gefahren und enterten das Whale-Watching-Boot. Wir erklommen das oberste zweite Deck und ergatterten einen Sitzplatz vorne am Bug. Dick eingepackt in sämtliche Jacken, die wir dabeihaben, zusätzlich einer Regenhose als Windschutz fuhren wir los und durften wieder unsere Seefestigkeit erproben. Yeah! Gegen den Wind wurde unser Boot von den Wellen hoch- und runtergeworfen, ohne Festhalten wären wir wahrscheinlich von einem Ende zum anderen gerutscht. Fest den Horizont im Blick spielten unsere Mägen auch diesmal wieder mit! Unser deutscher Guide, eine Meeresbiologin, die seit vier Monaten in Island arbeitet, erzählte, dass sie bei der Tour drei Stunden zuvor Buckelwale gesehen hätten. Die Vorfreude war groß. Nach ca. dreißig Minuten Fahrt stoppte das Boot und drehte bei. Wir sprangen auf, da wir dachten, dass wir bei den Walen angekommen waren. Aber dann kam die ernüchternde Wahrheit: Der Kapitän hatte entschieden, die Tour abzubrechen, da es einigen Leuten aufgrund des Wellenganges schlecht ging (Übelkeit, Rücken) und er die weitere Verantwortung nicht tragen konnte. Schade, aber das nennt man wohl höhere Gewalt. So tuckerten wir mit dem Wind und deshalb beinahe wellenlos zum Hafen zurück. Das Geld für die Tour bekamen wir erstattet und wir hätten die Möglichkeit gehabt, zwei Häfen weiter noch mal an einer Walfahrt vom gleichen Veranstalter teilzunehmen. Da wir aber bereits einen Ausflug ins Inland gebucht hatten, entschieden wir uns gegen die Wale.

 

Vom Hafen liefen wir in die Innenstadt Reykjaviks um ein bisschen isländisches Flair zu schnuppern und die bekannte Kirche zu suchen. Da sie ausgeschildert war, haben wir sie schnell gefunden. Sie ist von außen und von innen beeindruckend, da sie so ganz anders ist, als unsere deutschen Kirchen. Von außen eher mystisch wirkend, von innen ganz einfach und schlicht in weiß gehalten, ohne bunte Fenster. Und das macht sie irgendwie wieder reich!

 

 

Zuerst hatten wir geplant, mit dem Taxi zurück zur AIDA zu fahren, dann entschieden wir uns aber bei dem schönen Wetter am Meer entlang zurückzulaufen. Und das war fast noch das Schönste vom ganzen Tag. Ein schöner breiter Gehweg erst an der Straße, später ein Wanderweg direkt an den Klippen entlang führten uns zurück zum Schiff.

 

 

So fand der Tag doch noch ein versöhnliches Ende.

 

Von den anderen beiden Stationen auf Island werde ich morgen berichten.

 

Ahoi aus dem Polarmeer!