Berichte von 07/2022

Studlagil - Ein Canyon der besonderen Art

Mittwoch, 27.07.2022

Tag 11 - Montag, 18.07.2022

Was waren wir für Glückskinder, denn am Morgen begrüßte uns wieder strahlender Sonnenschein. Genau richtig für unseren letzten geplanten Ausflug zu einer weiteren "natürlichen" Sehenswürdigkeit: Der Studlagil-Canyon. Wir hatten im Internet schon viele Bilder gesehen und wollten da unbedingt hin. Ich hatte bisschen schiss vor der ,,dreistelligen Straße". Denn in Island kann man anhand der Straßennummern ein bisschen auf den Zustand derselbigen schließen. Die Ringstraße, auf der man einmal um die ganze Insel kommt, ist die "1". Auch die "zweistelligen Straßen" sind geteert und mit einem gewöhnlichen PKW sehr gut zu befahren. Die Straßen mit der dreistelligen Nummer sind teilweise geteert, aber meistens Schotterstraßen. Und davon gibt es bessere, zum Teil mit fest gefahrener Erde und Steinen, aber auch welche mit vielen Schlaglöchern und lockererem Gestein. Da wirds mit nem PKW schon schwierig. Hat die "dreistellige Straße" noch ein "F" davor, darf/sollte sie nur mit einem Fahrzeug mit Vierradantrieb befahren werden. Dort kann es auch sein, dass man durch einen Fluss muss.

Die Straße zum Parkplatz, von wo aus man zum Canyon laufen kann, war gut befahrbar, meine Sorgen waren unbegründet. Trotzdem ließen wir unseren Fuchur am ersten Parkplatz stehen, denn die sehr schlechte Straße, die zum weiteren Parkplatz führte, wollte ich ihm und mir nicht antun. Natürlich zuckelten und ruckelten viele mit ihren kleinen PKWs oder Campern den Weg entlang - Hauptsache man muss nicht so viel zu Fuß laufen. 🙄 Hätten sie bis direkt zum Canyon fahren können, hätten sie wahrscheinlich auch das gemacht. Bei meiner Recherche vor einiger Zeit, wie man zu dem Canyon gelangt, war von dem zweiten Parkplatz noch keine Rede und es wurde sogar von einer Flussdurchquerung zu Fuß geschrieben. Tja, mittlerweile ist der Fußweg zum Canyon sehr gut ausgebaut und mit Kies aufgeschüttet, über den Fluss führt quasi eine Brücke - das Wasser wird mit Rohren unter dem Weg durchgeleitet - und am Parkplatz steht sogar ein Imbisswagen. Ich hatte mir das Ganze noch ursprünglicher vorgestellt. 🙈 Einerseits "beschweren" sich die Isländer wohl, dass so viele Leute in der Natur rumtrampeln und  andererseits machen sie es den Touris sehr leicht, dorthin zu kommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass vom ersten Parkplatz, so wie es früher war, nicht so viele Leute hingelaufen sind. Das passt also für mich nicht so zusammen. Aber ich steck da ja auch nicht drin und weiß zu wenig, um das abschließend beurteilen zu können. 

Zumindest waren wir auf der richtigen Seite des Flusses, so dass wir bis ans Wasser und in den Canyon hinunterklettern konnten. Auf der anderen Seite kann man tatsächlich mit dem Auto bis dorthin fahren, kann dann aber nur von oben über eine Plattform einen Blick erhaschen und nicht mal in das schönste Stück des Canyons hineinschauen. Das würde ich nicht empfehlen. 

Wir waren natürlich nicht die Einzigen dort, trotzdem verlief es sich recht gut. Wir kletterten in den Canyon rein und dort weit nach hinten, so dass wir mit zwei Pärchen ganz alleine waren. Was soll ich sagen, es war magisch. 🤩 Es war sehr ruhig, da es vom Ufer abgeschirmt war. Die Basaltsäulen wirken wie versteinerte Bäume am Fluss. Wir saßen eine ganze Weile auf den Steinen und ließen den Ort auf uns wirken. Aber seht selbst:

Als wir zurück geklettert waren, waren grad keine Leute zu sehen und ich freute mich, dass ich auch von dort noch ein Foto machen konnte. Erst zuhause hab ich festgestellt, dass doch ein Mensch auf dem Foto war. Wer sieht ihn? 😆

Auf Umwegen über weitere "dreistellige Straßen" fuhren wir zu unserer Unterkunft zurück. Der Ausflug hatte sich auf alle Fälle rentiert! 

Seydisfjördur - Fast allein am Fjord

Dienstag, 19.07.2022

Tag 10 - Sonntag, 17.07.2022

Wir verließen unser kleines Apartment gegen 10 Uhr und machten uns auf den Weg zu unserer neuen Station ganz im Osten der Insel: Seydisfjördur. An diesem kleinen Ort legen die Fähren an, die z.B. aus Dänemark kommen. Wir hatten für den Tag nichts weiter geplant, der Weg sollte das Ziel sein und wir wollten halten, wo es uns gefällt. Wieder und wieder schüttelte sich mein Kopf von alleine, angesichts der Schönheit, die Island zu bieten hat. Wir hatten wieder Glück mit dem Wetter und in den Bergen hatten sich nur vereinzelte Wolken verfangen. So hatten wir eine gute Sicht. 

Nach ein paar Stopps kamen wir wohlbehalten in dem kleinen Küstenort an. Als erstes schossen wir Fotos von der bekannten Regenbogenstraße, die auf die Kirche zuführt.

Danach machten wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft: Ein kleines gelbes Holzhäuschen ziemlich alleine am Fjord gelegen. Ein Traum!

Blick aus dem Fenster! 🥰 Ist es nicht wunderschön?!

💚 Island - Meine ganz große Liebe 💚

Montag, 18.07.2022

Tag 9 - Samstag, 16.07.2022 - Regen und somit Ruhetag

 

Island, du ziehst mich in deinen Bann. Deine Vielfältigkeit und Schönheit macht mich immer wieder sprachlos und unendlich glücklich. 

Ich liebe deine rauhen Berge, die oft in den verschiedensten Farben leuchten, und deine Täler, die unterschiedlicher nicht sein können. Mal saftige Wiesen, in denen sich die Gräser sanft im Wind wiegen, und mal graue, rote oder schwarze Steinwüste. Manchmal hellgrün bemoost, oft karg. Du hast Flüsse und Seen, oft so klar und blau leuchtend, dass ich an der Echtheit zweifle. Die Kraft vieler deiner mächtigen Wasserfälle schenkt mir Energie und ich könnte stundenlang zuschauen, wie sich die Flüsse mutig in die Tiefe stürzen.

Ich liebe deine Gletscher, die auf deinen Bergen leuchten und an vielen Stellen bis ins Tal reichen und die Lagunen, in denen das Eis weiß und blau schimmert und vom Wind hin und hergetrieben wird.

Ich liebe deine Schafe, die überall anzutreffen sind und auch die Straßen als ihr Revier betrachten. So oft lachen wir über die weißen Woll-Popos, wenn sie dann doch wieder in die Wiese hüpfen.

Ich beobachte liebend gern deine Papageientaucher, Brachvögel und alle anderen gefiederten Gesellen, die so unterschiedlich klingen, dass man manchmal denkt, man ist in den Tropen. Ich mag sogar deine Unberechenbarkeit, was das Wetter anbelangt. Sonne, Wolken, Regen und Wind sind in stetem Wechsel, nichts bleibt länger, es kommt und geht. Ich liebe deine natürliche Stille, die einen an so vielen Orten einlullt und richtig andächtig macht. Es ist in unserer hektischen und lauten Welt mittlerweile so ungewohnt geworden, nichts zu hören.

Es ist fast unmöglich, dich zu beschreiben, wie du wirklich bist. Man muss dich mit eigenen Augen sehen und fühlen, riechen und erleben um dich halbwegs begreifen zu können.

Island, ich liebe dich! 💚

Stokksness - Vernebelte Aussichten

Montag, 18.07.2022

Tag 8 - Freitag, 15.07.2022

Die Sonne strahlte in der Früh schon und schleckte nach und nach die Wolkenfetzen von den umliegenden Bergen. Wir machten uns am frühen Vormittag auf nach Stokksness, zahlten den Eintritt und marschierten los. Wir hätten auch mit dem Auto in das Gelände fahren können, entschieden uns aber, alles zu Fuß zu laufen. Da die markanten Berggipfel noch immer in den Wolken versteckt waren, liefen wir zuerst zur Küste, da man dort Seelöwen beobachten kann. Und tatsächlich lagen einige faul auf einem Felsen in der Sonne. Neben uns saß eine deutsche Familie auf den Klippen und der Vater erzählte seiner Tochter, dass er grad einen Wal gesehen hätte. Mischi und ich sahen uns an - ja, genau, ein Wal! 🤪 Dann fiel uns auf, dass ein anderes Pärchen aufgeregt mit dem Fernglas aufs Wasser schauten und plötzlich sahen wir es auch: Zwei Wale, ein größerer und ein kleinerer, zogen ihre Bahnen in der Bucht. Man sah immer wieder den Blas und die Rückenflossen. Krass, so nah an der Küste hätte ich nie und nimmer Wale erwartet. 😃

In der Zwischenzeit waren alle Wolken von den Bergen verschwunden und wir liefen ein Stück zurück, um an den Sandstrand zu gelangen. Das Meer zog sich gerade zurück - in der Bucht sind Ebbe und Flut gut zu erkennen - und im verbleibenden Wasser auf dem Strand spiegelte sich die gesamte Bergkette. 🥰 

Wir wanderten den gesamten Strandabschnitt entlang und waren irgendwann ganz alleine. Wie so oft, wenn man ein bisschen zu Fuß Strecke machen "muss". Wir waren froh, dass wir das Auto am Eingang stehen hatten, sonst hätten wir alles zurück gemusst. 😅 Irgendwann fiel uns auf, dass der Strand dampfte und mit der Hand konnte man die Wärme fühlen, die emporstieg. Die vulkanischen Aktivitäten ließen grüßen.

Wir marschierten noch weiter bis zu einem kleinen verlassenen Häuschen, in das ich mich sofort schockverliebte. Was es wohl für Geschichten erzählen könnte? Wer hat hier gewohnt? Was ist hinter der Tür und den Gardinen, die noch immer hängen, passiert? Welche freudigen Ereignisse wurden gefeiert und welche Sorgen geteilt? Ach könnte ich dich doch nur verstehen...

Auf einem Felsen machten wir Pause und genossen die Stille. 

Dann traten wir den Rückweg an, ein Teil davon ging wieder über den Strand. Es war direkt etwas unheimlich und mystisch, denn der Wasserdampf wurde immer mehr und wir waren definitiv die Einzigen, die noch dort unterwegs waren. Ich musste an "Fünf Freunde im Nebel" denken und hoffte, dass wir uns nicht auch in der Gruselheide verlaufen würden. 😆

Alles ging gut. Wir schauten noch bei einem Wikingerdorf vorbei, das extra für Filmdreharbeiten gebaut wurde. Dann liefen wir zum Auto.

So hatten wir fast den ganzen Tag in dieser Bucht verbracht. Dass das möglich ist, hatten wir so gar nicht erwartet.

Fjallsárlón und Jökulsárlón - Im Diamantenfieber

Samstag, 16.07.2022

Tag 7 - Donnerstag, 14.07.2022

Wir packten unsere sieben Sachen, denn es stand ein Unterkunftswechsel an. Und auf dem Weg dorthin erwarteten uns weitere Highlights unserer Reise. Wir waren spät dran und ich musste ein bisschen Gas geben, damit wir rechtzeitig am Treffpunkt waren. Wir hatten nämlich eine Bootstour zu einer Gletscherabbruchkante gebucht. 

Beim Fjallsárlón angekommen bekamen wir warme Jacken und eine Rettungsweste und dann gings auf ein Schlauchboot, auf dessen Rand wir uns setzten. Unser Guide schipperte uns erst durch die treibenden Eisberge auf dem See und dann näher heran an die Abbruchkante. Wir befinden uns immer noch beim Vatnajökull, dem großen Gletscher Islands. Und es war mal wieder atemberaubend. Ein strahlend blauer Himmel trohnte über dem Gletscherausläufer, das Eis glitzerte in der Sonne und sah mal weiß, mal blau und mal durchsichtig aus. Ich hätte mir gewünscht, noch näher an die Kante heranzukommen, aber klar, da man nie weiß, wo das Eis abbricht, wäre das zu gefährlich. Im Moment verliert der Gletscherausläufer im Jahr rund 50 Meter an Eis. Das Bild der Lagune wird sich wohl dadurch in den nächsten Jahren verändern. 

Unsere zweite Station an diesem Tag war der "Diamond-Beach". Dieser Strand zählt für mich zu einem der schönsten und besondersten, an dem ich je war. Aus der Eislagune Jökulsárlón werden die kleinen Eisberge aufs offene Meer getrieben und mit den Wellen wieder an den Strand geschwemmt. Dort glitzern und funkeln sie wie Diamanten in der Sonne, bis sie geschmolzen sind. Es ist so schön dort - einmal für immer zum Mitnehmen, bitte. 🥰

Ein Spaziergang an der Eislagune darf natürlich auch nicht fehlen. Einatmen - ausatmen - genießen! Ich lass am besten die Bilder für sich sprechen. 🤩

Unsere Unterkunft ist ganz in der Nähe unseres nächsten Programmpunktes, so dass wir am Abend dort noch spontan vorbeifuhren. Da es jedoch Eintritt kostete, verschoben wir den Besuch doch auf den nächsten Tag. Ein paar Models standen aber noch für uns parat. 😉

Reynisfjara/Vik - Versteinerte Trolle

Samstag, 16.07.2022

Tag 6 - Mittwoch, 13.07.2022

An diesem Tag stand der "Black Sand Beach" (Reynisfjara) auf dem Programm, den wir zwei Tage vorher wegen des schlechten Wetters ausgelassen hatten. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen Abstecher zu der Schlucht Fjaðrárgljúfur (Bitte 3x hintereinander ganz schnell aussprechen 😆). Auch dieser Ort hat durch das Justin Bieber Video an Bekanntheit gewonnen. Bei strahlendem Sonnenschein wanderten wir den befestigten Weg oberhalb der Schlucht entlang. Mal wieder war ich hin und weg, was die Natur so zustande bringt. 

Dann gings ca 1,5 Stunden quasi wieder zurück nach Vik, einem kleinen Fischerort, an dem der Black Sand Beach gelegen ist. Kleines Wahrzeichen ist das Kirchlein, das über dem Ort wacht.

Natürlich waren wir nicht die einzigen Touris, denn der Strand zählt zu den Hotspots im Süden - aber zurecht! Von National Geographic wurde der Strand 1991 unter die Top 10 der nicht-tropischen Strände gewählt, die man auf der Welt besuchen kann. Gleich am Zugang zum Strand wird man mehrfach vor den sogenannten Sneakerwellen gewarnt. Diese können sogar völlig unerwartet an ruhigen Tagen auftauchen. Da es keine großen Landmassen zwischen der Antarktis und den Stränden von Reynisfjara gibt bedeutet das, dass die Wellen eine riesige Strecke zurücklegen und sich entsprechend aufbauen können. Deshalb sollte man dem Meer niemals den Rücken zuwenden und einen Sicherheitsabstand einhalten. Leider sind hier schon einige Menschen ums Leben gekommen, weil sie von einer Welle erfasst und aufs offene Meer gezogen wurden. Es gibt natürlich immer ein paar Leute, die ihr Glück herausfordern müssen und barfuß im Wasser entlang waten... 🙄

Wir liefen mit genügend Abstand bis zum Ende des Strandes, an dem die Felsen im Wasser stehen, die auch Reynisdrangar genannt werden. Lt. einer isländischen Sage waren dies Trolle, die versucht hatten, Schiffe vom Meer ans Land zu ziehen. Sie gingen jedoch zu spät in der Nacht hinaus und die Dämmerung verwandelte sie in festen Stein.

Dort setzten wir uns auf einen sonnengewärmten Felsen und ließen uns von den steten Wellen, die mal größer und mal kleiner an den Strand rollten, hypnotisieren. Wunderschön! Erst als der Wind stärker wurde und unangenehm an den Jacken zerrte, marschierten wir zurück zum Auto.

Skaftafell/Vatnajökull - Ice Age

Donnerstag, 14.07.2022

Tag 5 - Dienstag, 12.07.2022

Für diesen Tag war eine fünfstündige Gletscherwanderung geplant. Wir fuhren bei ziemlich tiefhängenden Wolken und ein paar Regentropfen los und waren pünktlich um 10 Uhr am Treffpunkt. Dort bekamen wir einen Klettergurt, Helm, Steigeisen und einen Eispickel. In einer Auto-Kolonne gings zu einem Ausläufer des Vatnajökull. Dies ist der größte Gletscher Europas und der drittgrößte weltweit. Vor uns lag mit dem Ausläufer ja nur ein kleiner Teil und der wirkte schon so groß. Ich war sofort fasziniert von seinen bizarren Eisformationen, die schon von unten zu erkennen waren. Wir wurden in zwei 6er-Gruppen eingeteilt und unser Guide war eine kleine drahtige Mexikanerin namens Sam. Sie ist vor ca. 4 Jahren nach Island ausgewandert und ihre Liebe zur Natur war in ihren Erklärungen zu hören und ihren strahlenden Augen zu sehen.

Zuerst gings über Stock und Stein zum Fuße des Gletschers. Unten ist er mit Erde und Asche bedeckt, so dass wir die ersten Höhenmeter noch ohne Steigeisen zurücklegen konnten. Dann zeigte uns Sam, wie wir sie anlegen und wir bekamen eine kurze Einweisung, wie man damit geht und wie man den Eispickel hält und benützt. Am Anfang stakste ich etwas vorsichtig und unsicher aufs Eis, aber die Steigeisen greifen sicher und ein Wegrutschen ist vollkommen ausgeschlossen, wenn man richtig auftritt. So kann man sehr steile Gefälle rauf- und runterlaufen, ein bisschen kamen wir uns wie Spiderman vor. 😆 

Wir liefen hintereinander, waren aber nicht durch ein Seil gesichert. Da im Sommer kein Schnee auf dem Gletscher liegt, sind alle Spalten deutlich zu erkennen und Sam führte uns im Zickzack immer weiter nach oben. Wir waren eine homogene Gruppe und ich konnte das Tempo sehr gut mithalten. Je höher wir kamen, desto schöner wurde es. Hier hatte das Wasser ein Loch in das Eis gegraben, das blau schimmerte, dort tat sich eine große Spalte auf, in die wir vorsichtig hinspähten und da drüben türmten sich verschiedenste Eisskulpturen auf. Es roch frisch und kalt und nach Eis und Schnee. Hin und wieder war ein Grollen zu hören, wenn sich der Gletscher bewegt. Das war fast ein bisschen unheimlich. Sind wir doch nur so kleine verletzliche "Punkte" inmitten der rauhen Natur. 

An unserem höchsten Punkt machten wir eine kurze Mittagspause. Da wir so flott unterwegs waren, hatten wir es höher geschafft als viele andere Gruppen. Wir waren ganz allein mitten im Eis und wenn alle ruhig waren, war es still. Eine Stille, die man in unserer Welt eigentlich fast nicht mehr kennt. Ich atmete tief ein und mich durchströmte eine unbeschreibliche Dankbarkeit genau jetzt hier zu sein.

Dann ging es leider wieder etwas abwärts - ich wäre am liebsten noch viel höher gestiegen. Sam meinte, sie hätte eine Idee, weil wir so gut in der Zeit wären. Wir querten den Ausläufer von rechts nach links in einen Teil, in dem viele breite Gletscherspalten waren. Von einem höher gelegenen Eisfeld schauten wir darauf herab. Sam holte Karabiner und ein Seil aus ihrem Rucksack, befestigte einen Haken im Eis und dann seilte sie uns nacheinander die ca. 8-10 Meter auf die darunter liegende Ebene ab. Das war echt ein Erlebnis und so etwas hatte ich überhaupt nicht erwartet. 😃 

Danach gings leider wieder nach unten, ich hätte noch ein paar Stunden im Eis verbringen können. Übrigens war es richtig schwer, den Pickel so ins Eis zu schlagen, dass er auch hält - es ist sehr komprimiert und hart. Hätte ich nicht gedacht. Vom Parkplatz schauten wir nochmal nach oben und Sam zeigte mir, wie hoch wir genau waren, da man das überhaupt nicht einschätzen kann, wenn man mitten im Berg ist. Man sieht im Ausläufer links die kleine braune Schleife und wir waren fast an deren oberen Ende - nur etwas weiter rechts im Eisfeld. Also so ziemlich in der Bildmitte. 🙂

Anschließend fuhren wir noch zum Skaftafell Zentrum und von dort wanderten wir zum Svartifoss, einem Wasserfall. Seinen Basaltsäulen soll die Kirche in Reykjavik nachempfunden sein. Der Weg dorthin war ziemlich steil und da uns die Gletscherwanderung durchaus in den Knochen steckte, konnte man uns ein bisschen fluchen hören. 😅

Es war ab Beginn der Wanderung dann den ganzen Tag über trocken geblieben und als wir vom Wasserfall zurück zum Auto liefen, riss es richtig auf und die Sonne zeigte uns ihr Strahlen. So kam es, dass wir die Umgebung von unserer Unterkunft zum ersten Mal richtig sehen und wahrnehmen konnten, weil die Wolken nicht bis zum Boden hingen - und wir waren begeistert!

Den Tag rundeten wir mit einem Besuch in einem Restaurant ab. Lecker wars!

Reykjavik --> Seglbudir - Auf den Spuren vom Bieber

Montag, 11.07.2022

Tag 4 - Montag, 11.07.2022

Der Wecker läutete um kurz vor 6 Uhr und normalerweise schlüpft Mischi schnell und leise ins Bad. Ich bin ein kleines Morgenmüffelchen und brauch nach dem Aufwachen noch paar Minütchen für mich. 🙈 Heute jedoch: "Beate, ich brauch dich schon! Um 0.00 Uhr hat Icelandair geschrieben, sie bringen die Koffer heute in die neue Unterkunft und wollten die Adresse bestätigt haben." Juhu, also nochmal einen ganzen Tag in den gleichen Klamotten. 🤪 Zumindest kommunizierte Icelandair mit uns.

Um kurz nach 7 Uhr fuhren wir los zum Einkaufen und danach gings auf die Ringstraße Richtung Süden. Irgendwie machte sich erst jetzt das Urlaubsgefühl in uns bemerkbar. Die Anspannung der letzten Tage fiel ab, wir sangen "unser" Lied "An guten Tagen" und freuten uns auf die Sehenswürdigkeiten, die alle an der Strecke zu unserer nächsten Unterkunft lagen.

Der 1. Stopp war der Wasserfall Seljalandsfoss. Das Besondere ist hier, dass man hinter dem Wasserfall entlang gehen kann. Vor drei Jahren war das für uns nicht möglich, was wir sehr bedauerten, da genau an dem Tag dort ein Film gedreht wurde. 

Wir waren natürlich nicht die Einzigen, aber daran müssen wir uns zur Hauptreisezeit wohl gewöhnen. Auf der Fahrt schüttete es kurz vorher noch, aber als wir ausstiegen wars wieder halbwegs trocken. Typisches Islandwetter.

In Reih und Glied stiegen wir die in den Fels eingelassenen Metallstufen nach oben, die uns neben den Wasserfall führten. Der Wind trieb die Gischt genau in unsere Richtung und wir waren im nullkommanix komplett nass. 😆 Gut, dass wir für solche Fälle die Regenjacken dabei hatten - nicht. Achso, die sind ja in den Koffern. 🙄 Es war faszinierend hinter den Wassermassen entlang zu spazieren.

Danach gings weiter zum Skogafoss, dem nächsten Wasserfall. Auf dem Weg dorthin kamen wir am Eyjafjallajökull vorbei. Wer erinnert sich daran, wann und warum der Name weltweit in den Schlagzeilen war?! 😁

Am Skogafoss erklommen wir den Berg, um von der Aussichtsplattform dem Fluss von oben zuzuschauen, wie er sich in die Tiefe stürzt.

Auch von unten ist er sehr schön anzusehen. Da unsere Jacken gerade wieder trocken waren, blieben wir jedoch in "sicherer" Entfernung. 

Als nächstes Stand das Flugzeugwrack von Solheimasandur auf dem Programm. Die Maschine der US Army musste 1973 am Strand notlanden. Der Besatzung ist nichts passiert. Die Army hat die wichtigen Teile mitgenommen und durfte den Rest nach Absprache mit Island liegenlassen. Lange Zeit war das Wrack nur Insidern bekannt, aber nachdem Justin Bieber 2015 einen Videoclip dort drehte, wurde es weltweit berühmt. Von der Ringstraße führt eine ca. 4 km lange Offroadpiste dorthin. Karg, karger, "Steinwüste". Kein Baum, kein Strauch, kein Hügel... Und als wir dort entlang marschierten, ging ein starker Wind mit Böen, die uns teilweise aus dem Gleichgewicht brachten. 😂 Wir hätten auch ein Bus-Shuttle nehmen können, sparten uns aber das Geld. Beim Flugzeug war leider gerade recht viel los, als wir ankamen. Eine Gruppe junger Asiaten dachte wohl, sie hätte den Ort für sich alleine gebucht. 🙄 Posierten ewig und liefen einem danach dann auch noch ständig durchs Bild. Irgendwann fing es zusätzlich zum Wind auch noch an zu Regnen. 😆Als das nächste Shuttle kam, ging ein großer Schwung Leute und das war DIE Chance. Wir waren noch zu fünft, der Regen hatte wieder aufgehört und jeder wollte ein Bild vom Flugzeug in der Landschaft, ohne selbst davor zu posieren und wir achteten aufeinander. So macht fotografieren Spaß! 🙂🙃

Eigentlich wäre noch ein Strand auf dem Programm gestanden, aber da es wieder anfing zu schütten, fuhren wir bis zur Unterkunft durch. Von unseren Koffern hatten wir bis dahin nichts mehr gehört. Als wir in die kleine Straße einbogen, die zu unserem Apartment führte, kam uns ein kleiner weißer Lieferwagen entgegen. Und kurze Zeit später erhielr ich von unserer neuen Gastgeberin folgende Nachricht:

48 Stunden später und es war schon da! Uns fiel ein riesen Stein vom Herzen! 😅

Reykjavik - Mit Vollgas durch die Wellen

Sonntag, 10.07.2022

Tag 3 - Sonntag, 10.07.2022

Um 10 Uhr marschierten wir los zum Hafen. Eine Waltour stand auf dem Programm. Ich freute mich sehr darauf, gehören doch die Wale zu meinen Lieblingstieren. Außerdem steht auf der Wunschliste noch ein springender Buckelwal. 😁

Die ersten Touren am Morgen waren wegen zu schlechter Verhältnisse abgesagt worden. Sollte das bedeuten, dass uns endlich wieder dir Glückssträhne erreicht hatte?!

Wir bekamen dicke, gelbe Overalls und ergatterten die vordersten Plätze im RIB-Boat. Das ist ein schlauchbootartiges Schnellboot mit Zweierreihen. Man sitzt wie auf einem Pferd und hat einen Haltebügel vor sich. In Hafennähe war das Wasser noch ziemlich flach, aber je weiter wir rauskamen, desto höher wurden die Wellen. Unser Kapitän gab Gas und wir flitzen übers Wasser. Ein paar Mal war das Boot im freien Flug und der Aufprall auf dem Wasser war dementsprechend hart. Das tat weh, kam aber Gott sei Dank nicht zu häufig vor. Ich war mal wieder bei Seegang auf dem Wasser - ich liebs! 😃

Einen Zwischenstop machten wir noch bei der Puffininsel. Island beheimatet 60% der gesamten weltweiten Puffinpopulation. Die sind sooooo süß!

Weiter draußen am Meer orientierten wir uns an einem anderen Boot und tatsächlich sahen wir weiter weg den Blas und die Fluke eines Buckelwals. Jippie, wir hatten sie gefunden. Allerdings war das Wasser sehr unruhig und dementsprechend schwer war es, die Meeressäuger zu erspähen. Und trotzdem hatte ich so ein großes Glück, dass ich genau in dem Moment in die richtige Richtung blickte: Ein Buckelwal schoss aus dem Meer und mit einem lauten PLATSCH verschwand er in selbigem wieder. Ich riss noch die Kamera hoch, konnte aber nur noch das spritzende Wasser einfangen.

Ich habe jedoch diesen kurzen Moment in meinem Herzen gespeichert. Ein Haken auf meiner Wunschliste. Nächster Wunsch: Einen springenden Buckelwal fotografieren. 🙂

Obwohl man sie eigentlich seltener zu Gesicht bekommt, begegnete uns mehrmals ein Minkwal:

Wir sahen noch ein paar Wale, aber leider immer sehr weit weg. Ich will mich jedoch nicht beschweren, der eine Springende wog alles wieder auf.

Unser Guide zeigte kurz später auf ein größeres Schiff, das an uns vorbei aufs offene Meer fuhr: Ein Walfänger. 😳 Und mit etwas Abstand folgte ein Boot von Greenpeace, die aufpassen, dass die Regeln eingehalten werden. 200 Finnwale dürfen dieses Jahr gejagt werden. ☹️ Es besteht aber wohl der Plan, dass der Walfang ab nächstem Jahr komplett eingestellt wird. Hoffentlich!

Die Zeit war rum und es ging zurück. Regen setzte ein. Er peitschte uns ins Gesicht und prickelte unangenehm auf der Haut. Also Kopf nach unten, am Bügel festkrallen und es einfach nur geschehen lassen und annehmen. Ich musste so lachen und ich wusste, dass es Mischi neben mir ebenso ging. Wohlbehalten kamen wir in den Hafen zurück. 

Anschließend waren wir noch im Walmuseum. Dort hängen in einer großen Halle sämtliche Wale und Delfine aus Kunststoff in Lebensgröße von der Decke. So faszinierend, wie riesig manche tatsächlich sind.

Und weils gleich daneben war, statteten wir noch dem "Fly over Iceland" einen Besuch ab. Das ist ein 4D-Kino mit beweglichen Sitzen (die Beine baumeln)  und gerundeter Leinwand und der Effekt ist so genial, dass man wirklich meint, man würde fliegen. Was bedeutet 4D? Gerüche und Wassernebel sind inklusive. 😆 Wir flogen über die genialsten Landschaften, Island hat einfach so viel zu bieten. Am liebsten würde ich all diese Orte besuchen! Mich durchströmte das reinste Glücksgefühl!

Sollte das jetzt heißen, dass unsere Pechsträhne ein Ende hat?! Leider nicht ganz. Wir warteten ja noch auf unsere Koffer. Die gute Nachricht: Sie sind mittlerweile in Island angekommen. Die Schlechte: Der Zustellort passt nicht. Es ist bereits die Unterkunft angegeben, zu der wir erst am Montag fahren. Als Zustelldatum ist jedoch, wenn wir es richtig lesen, der Sonntag. Das passt nicht zusammen. 😭 Beim Lieferservice haben wir telefonisch niemanden mehr erreicht. Die Email blieb unbeantwortet. Wir haben die neue Unterkunft verständigt und hoffen, dass wir spätestens am Montag endlich unsere Koffer in Empfang nehmen können. Wir laufen dann halt noch einen Tag in den gleichen Klamotten rum. 🤣

Müchen - Zürich - Reykjavik --> Himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt

Sonntag, 10.07.2022

Nach der Nacht im Flughafenhotel gönnten wir uns ein leckeres Frühstück und um 9.30 Uhr holte uns das Shuttle ab. Auf ein Neues! 😅 Wir waren guter Dinge und checkten uns am Lufthansaterminal selbst ein. Unsere Flugverbindung wurde gefunden, es kam die Bordkarte für München-Zürich und dann noch ein kurzer Vermerk, dass wir uns wegen Zürich-Reykjavik an den Lufthansaservice wenden sollen. Er verschwand, bevor wir zu Ende lesen konnten. Der freundliche Automat lud dann schon den nächsten Reisenden ein, seinen Ausweis einzuscannen... Ging das Ganze jetzt wieder von vorne los?! 😳 Also noch mit den Koffern an der Lufthansa-Info angestellt und bestimmt 5x vom dortigen Personal darauf hingewiesen worden, dass sie nicht der Check-In seien. Jaahaaaa, wir hattens verstanden. 🤪 Als wir endlich dran waren erklärte uns die Dame etwas arrogant und herabschauend, dass es klar sei, dass keine Bordkarten kämen, weil Lufthansa mit Icelandair keine Kooperation (oder ähnliches) hat. Danke, woher sollen wir das wissen?! Sie lenkte danach etwas ein, als wir ihr das gesagt hatten. Wir gaben noch die Koffer auf und waren froh über das KEF (Flughafen Reykjavik) auf dem Gepäckband. Die Koffer hatten also wenigstens schon ihre Bordkarten bis Island. Bei der Sicherheitskontrolle war nichts los und wir schlenderten gemütlich zu unserem Gate. Auch das Boarding begann relativ pünktlich. Das war gut so, denn wir hatten in Zürich nur 40 min zum Umsteigen. Aber uns wurde versichert, dass das reichen würde. Ja, und dann saßen wir da im Flieger und warteten. Es war ein kleines Flugzeug mit nur 4 Leuten (2x2) in einer Reihe. Die größeren Handgepäckstücke mussten also auch in den "Bauch". Die Stewardess teilte uns mit, dass noch kein Kofferpersonal da wäre und der Pilot persönlich gerade das Handgepäck verlädt. Es ist echt Wahnsinn, was an den Flughäfen gerade los ist. Wieder einige Zeit später kam die Info, dass jetzt endlich Personal da wäre und unsere großen Koffer verladen werden. Ja, und danach warteten wir noch auf die Starterlaubnis. Eigentlich sollte ich mal die Stunden zusammenzählen, die wir die letzten zwei Tage mit warten verbracht hatten. Ja, und die Zeit tickte und wir bangten um den Anschlussflug. Zustand Nervenkostüm: Sehr dünn! 

Endlich hoben wir ab und unser Pilot gab richtig Gas - oder wie heißts beim Flugzeug 😆, dass wir nahezu pünktlich in Zürich landeten. Natürlich nicht direkt am Gate, wir brauchten noch den Bus. Als wir in diesem waren, erspähte Mischi unsere Koffer auf einem Gepäckwagen mit nur wenigen anderen. Das waren bestimmt die Anschlussflügekoffer und wir waren guter Dinge. Der Züricher Flughafen ist wirklich nicht groß, das Gate war gleich gefunden und wir bekamen die Bordkarten. Mit einem Schmunzeln sagte der Mitarbeiter: "Sie haben ein Upgrade und fliegen Business." 😃 Super, nehmen wir. Dass wir auch in Zürich nicht ganz pünktlich loskamen nahmen wir gelassen. Ich freute mich über viiiiel Beinfreiheit und den Businessclass-Service.

Nach einem ruhigen Flug landeten wir trotzdem relativ pünktlich gegen 16.00 Uhr in Reykjavik. Das Wetter begrüßte uns typisch isländisch mit Wolken fast bis zum Boden, Wind, Nieselregen und 11 Grad. 😅 Aber das ist uns bewusst und wir haben uns vor der Abreise schon geschworen, dass wir uns kein einziges Mal über das Wetter beschweren werden. Trotzdem freuen wir uns natürlich über jeden Sonnenstrahl, der vorbeischaut. ☀️ 

Ich hatte den Flughafen gar nicht so groß in Erinnerung, es war sehr voll und wir liefen ewig bis zur Gepäckausgabe. Ja, und dann warteten wir wieder. Und warteten und warteten und warteten - vergeblich. Unsere Koffer waren dann wohl noch in Zürich. 😭😭😭 Nervenkostüm: Fast nicht mehr vorhanden. Laune: Im Keller. Ich muss eigentlich nicht erwähnen, dass wir auch an der Koffervermisstenstelle wieder warteten. Das junge freundliche Mädel machte uns Mut, dass die Koffer am nächsten Tag abends nachkommen. Zwei Flüge werden aus Zürich erwartet. Ihre Worte in Gottes Ohr! 🙏 

In der Ankunftshalle warteten wir dann aufs Shuttle zur Mietwagenfirma. Mir graute etwas vor dem Gedanken, mich jetzt noch mit einem fremden Auto vertraut machen zu müssen und zur Unterkunft zu fahren. Aber dann riss ich mich am Riemen. Wir sind endlich hier, sind gesund und haben den ganzen Urlaub noch vor uns! Ab jetzt kann es doch nur noch gut laufen! Ich freute mich so sehr auf Island, das wollte ich mir nicht kaputt machen lassen.

Wir bekamen recht unkompliziert und ohne Einweisung einen kleinen grauen SUV von Toyota. Für uns mit Technik hoch 10. 😆😅 Anstatt dem Zündschloss fand ich einen Startknopf usw. Aber ich hab ihn anbekommen und wir sind wohlbehalten in unserer Unterkunft angekommen. Achja, jedes Auto hat bei uns einen Namen. Wir haben ihn "Fuchur" getauft, einen Glücksdrachen können wir gebrauchen. 

Zum Auspacken gabs nicht viel 🤪 und wir spazierten noch zur bekannten Kirche und durch die Fußgängerzone. Vor der Kirche verdrückte ich dann doch noch ein Tränchen, aber vor Dankbarkeit, dass ich endlich wieder hier sein darf. 

München - Island --> Ein Unglück kommt selten allein

Freitag, 08.07.2022

Ja, endlich war er da, der Tag an dem wir in den Urlaub fliegen sollten...

Wir waren am Freitag überpünktlich um 11.00 Uhr, extra drei Stunden vor Abflug, am Flughafen und befanden uns am Check-In trotzdem ziemlich weit hinten in einer ewig langen Schlange. Nichts ging vorwärts - wie auch, es war ein einziger Schalter offen und gefühlt war diese Mitarbeiterin besonders langsam. Nach 1,5 Std, in denen wir uns vielleicht 10 Meter bewegt hatten, bekam sie Hilfe von einem jungen Mann. Mischis Kommentar "Wahrscheinlich geht sie jetzt in Mittag!" erheiterte die um uns stehenden Leute. Ab da gings schneller und wir hielten gegen 13.15 Uhr endlich unsere Bordkarten in den Händen. Noch schnell durch die Sicherheitskontrolle und ab zum Gate, da das Boarding um 13.25 Uhr starten sollte. Um 13.50 Uhr standen wir da immer noch, und dann kam sie, die Durchsage: "Wir müssen ihnen leider mitteilen, dass der Flug storniert wurde!" 😳 Hui, da schießt einem mal kurz das Adrenalin durch den Körper... Kurze Aufruhr vorm Gate, jeder redete durcheinander, zückte das Handy, gestikulierte. Ein kleines blondes Mädchen fing zum Weinen an, nachdem der Vater ihr erklärte, dass wir nicht fliegen werden. Es machte die Runde, dass beim letzten Flug der Maschine ein Vogel dagegen geflogen wäre und das Flugzeug erst geprüft werden müsse. Obs stimmt?! Nach einer geraumen Zeit wurde uns lapidar mitgeteilt, dass wenn man direkt umgebucht wurde, man eine SMS oder Email erhalten hätte, und wer keine bekommen hat, solle sein Gepäck wieder holen und den Sicherheitsbereich verlassen. Die Fluggesellschaft würde nichts weiter tun. Um einen Ersatzflug müsste man sich selbst kümmern. WHAT?! Mischi hatte währenddessen schon unser Reisebüro an der Strippe und er buchte uns für abends einen Flug über Düsseldorf nach Island. Zwar auf eigene Kosten, aber zumindest würden wir am gleichen Tag noch ankommen. Denn Hotel, Mietwagen und Ausflüge fürs Wochenende waren ja auch bereits gebucht und gezahlt. Also ab zur Kofferausgabe. Mischis Koffer war bald gefunden, von meinem keine Spur. Plötzlich wieder ein Anruf vom Reisebüro: Düsseldorf -Island wäre wohl ebenfalls storniert worden, er könne es nicht mehr buchen. Nächste Alternative am Sonntag Nachmittag. Hurra! 😭 Urlaubsfreude fühlt sich anders an. Außerdem war ich immer noch auf der Suche nach meinem Koffer. Der ganze Raum stand voller Gepäck, das wohl noch nicht weitertransportiert werden konnte. Chaos pur am Flughafen. Ich fand eine Gruppe Leute, die beim Island-Gepäck standen, wo mein Koffer aber eben nicht dabei war, die mit einem Angestellten sprachen. Er wüsste nicht, wo die restlichen Koffer seien, wir sollen nach draußen gehen und unser Gepäck als vermisst werden. Plötzlich stand Mischi neben mir, das Handy am Ohr: "Wir können doch schon morgen über Zürich fliegen und ich muss JETZT ja oder nein sagen!" Ich war in dem Moment total überfordert, denn was ist, wenn bis dahin mein Koffer nicht aufgetaucht ist?! 😱😰😫 Aber meine Intuition sagte "buchen". Als nächstes raus aus dem Sicherheitsbereich zur "Vermisstenstelle". Die etwas mürrische Dame schickte mich gleich zu einer Gruppe, die ebenfalls ihr Gepäck von diesem Flug oder besser gesagt "Nicht-Flug" vermissten. Ca 20 min später bekamen wir ein Einlassticket, um erneut den Sicherheitsbereich betreten zu dürfen - und fanden uns in der gleichen Gepäckausgabehalle wieder wie zuvor und von unseren Koffern nach wie vor keine Spur. Man wusste langsam echt nicht mehr, ob man lachen oder weinen sollte. Immerhin waren wir zu siebt: Drei Deutsche, ein Israeli und drei Amerikaner. Wir riefen unsere Mitreisenden an, die draußen warteten. Die informierten sich wieder bei der Vermisstenstelle und wir bekamen die Info, dass wir einfach warten sollten. Eine Stunde verging... 🍂 Wir sieben tauschten Handynummern aus und zwei verließen den Sicherheitsbereich, sie hatten keinen Nerv mehr zu warten. Und zwei Minuten später plötzlich ein Schrei hinter mir: "Aaaah, da auf dem Band, mein Koffer!" Ich blickte auf und: "Jaaa, meiner ist auch dabei!" 😅 Ich glaub, ich war noch nie so froh, meinen Koffer zu sehen. Was für ein Glücksgefühl. Wir telefonierten mit den beiden, die bereits draußen waren und anhand der Kofferanhänger fanden wir die richtigen Gepäckstücke und nahmen sie mit. Die beiden durften nämlich natürlich den Sicherheitsbereich nicht wieder betreten...

Wir haben uns jetzt ein Hotelzimmer in der Nähe vom Flughafen gebucht. Heimfahren hätte sich total falsch angefühlt, außerdem ist es so weniger stressig. Davon hatten wir heute genug. Wir fliegen also morgen mit der Lufthansa (von der man ja gerade auch ganz tolle Geschichte hört 😆) nach Zürich, haben 40 (!) Minuten Umsteigezeit und sind dann hoffentlich gegen 16.00 Uhr in Reykjavik. Bitte Daumen drücken!

Ich bin durch für heute... Gute Nacht! 🥱😴